B. revisited
auf den spuren eines vergessenen dichters zur kirmes nach B. , dem schauplatz einer seiner erzählungen.




"Als ich das letzte Mal mit einer heitern Gesellschaft in Ihrem schönen Park war, und wir uns alle so recht innig dort freuten, da fehlte es augenblicklich an passendem Gesange; durch die Neckerei der Freunde wurde ich veranlaßt zu dem Versprechen; ein besonderes Liedchen für Ihren wirklich wunderschönen Garten liefern zu wollen."
schrieb Adolf Köttgen aus Quellental, selbst ein großer gartenliebhaber, an C. F. Gethmann im Juni 1834, zitiert nach Benno Eichholz

die überreste der gartenlust sind noch vorhanden. hier nun des vergessenen dichters beschreibung zu b.:






aus: Walter Tesche, Erzählungen aus dem Bergischen, Pest 1847


nur ein einsamer schwan dreht seine runden. zu zeiten des erzählers war da noch mehr los.

aber nicht nur besucher gingen verloren, die idylle trügt.



3o jahre liegen zwischen diesen beiden aufnahmen. PETER ANDREAS hielt in seinen büchern noch ein intaktes denkmal fest. das hat jemand "in ordnung" bringen lassen. der schiefer ist durch hochglänzende industrieziegel erstetzt, die sinnfällige und formal gekonnte befestigung des sterns verloren ebenso wie die glöckchen an der traufe, die eine pagode kennzeichneten.



auch das gartentor hat´s bös erwischt.



ein wille zur erhaltung ist èrkennbar, doch das heimische handwerk überfordert.

im vergleich zu anderen fällen ist dieser pfusch ein sieg der denkmalpflege.




michael felstau am 16.Okt 15  |  Permalink
Ein Gedicht
Der Gethmann’sche Garten zu Blankenstein.
Von Heinrich Kämpchen 1909

Ein kleines Eden nenn’ ich diesen Garten
Mit seinen wundervollen Laubengängen,
Die labyrinthisch-vielverschlungen drängen
Zur gold’nen Fernsicht seiner hohen Warten. –

Der Pflanzen seh’ ich Hunderte von Arten,
In winz’gen Formen und von Riesenlängen,
Auf sanften Hügeln und an schroffen Hängen,
Vom Fichtenbaume bis zum Moos, dem zarten. –
Auch Steingebilde, seltsam anzuschauen,

Das Dämmerlicht scheint Leben zu verleihen,
Sie lugen vor aus Wurzelknorren, grauen. –
Schön bist du, Blankenstein, am Ruhrastrande,
Doch schöner noch, du mußt es mir verzeihen,
Durch deinen Garten, einzig hierzulande. –

Quelle:
https://de.wikisource.org/wiki/Der_Gethmann%E2%80%99sche_Garten_zu_Blankenstein_%28K%C3%A4mpchen%29

Ja, die alte Handwerkskunst geht im Zeitalter vorkonfektionierter industrieller Lösungen leider schnell verloren. Diese Ziegel als Dachdeckung sind sicher hochwertig und haltbar, aber warum nimmt man nicht den originalen Schiefer? Warum fehlen die Glöckchen und der Stern? Jetzt könnte es fast von Playmobil sein. Wer hat denn nur die Farbe des Zauns bestimmt? War das ein Farbrest. Wenn Menschen wie Sie nicht immer wieder die Finger in die Wunden legen, haben wir statt Denkmalpflege bald wirklich nur noch eine Art Disneyland.

holofernes am 16.Okt 15  |  Permalink
aus adolf köttgens gedicht
sind die schlussverse bekannt (dank an R. Köttgen):


„Wo sonst noch einen so zu Gottes Dom

Sich Erd und Himmel leicht?

Drum wird von seiner Andacht hellem Strom

Dir wohl das Auge feucht?

Ja! Wer hier täglich wandelt, täglich schaut,

dem wird das Herz wohl weit.

Drum ist der Herr des Gartens auch so traut,

Zu öffnen stets bereit.

Ein Gotteskästchen ist ans Tor gehängt,

Ein feiner zarter Sinn !

Wer geistig-schönes reichlich hier empfängt,

Gibt gern das Scherflein hin

O Garten, wie ein Rest vom Paradies,

Du Garten reiner Lust!

In dir quillt bald ein Liedchen willig, süß

Empor aus reiner Brust.

Herr Gott, wie schön ist unser Erdenhaus,

Streust Freuden, Vatersegen reichlich aus,

Uns an dein Herz zu ziehen….!"

abgedruckt in: Gertrud Cl.E.Gethmann-Winnecken
(1958)Bilder aus der Geschichte einer Familie. 150 Jahre Gethmanns Garten in Blankenstein, S. 4